Die Einrichtungen Phönix, Das Horn und Linse haben seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Jugendlichen in Berlin gespielt und waren für viele von ihnen ein sicherer Hafen und ein Ort der Gemeinschaft.
"Jugendarbeit ist Teil der DNA unserer Stiftung. Es ist eine traurige Nachricht für uns alle, dass wir diese Arbeit an den genannten Orten nicht weiter ausführen zu können. Die Jugendklubs Phönix, Horn und Linse waren wichtige Anlaufstellen für Jugendliche und haben über viele Jahre hinweg eine herausragende Arbeit geleistet", sagt Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia Stiftung Berlin. "Wir haben keine andere Chance, als unsere Mittel auf unsere fünf verbleibenden Jugendklubs zu konzentrieren."
Die unzureichende Finanzierung seitens der Bezirke macht diese schwere Entscheidung unumgänglich. Die Ursachen liegen in der fehlenden Priorisierung der Jugendarbeit: Das Jugendfördergesetz der vorletzten Berliner Regierungskoalition war hier ein riesiger Schritt in die richtige Richtung, letztendlich wurde und wird jedoch nicht annähernd genug Geld bereitgestellt. Die uneinheitlichen Finanzierungs-Standards in den Bezirken erschweren die Arbeit der Jugendklubs enorm, entscheidend ist jedoch die zu geringe grundsätzliche Förderung von Jugendklubs.
Jugendklubs sind permanentes Minusgeschäft
Die gestiegenen Kosten aufgrund von Inflation, der Druck auf Personalkosten sowie Energie- und Lebensmittelkostenteuerung haben zu einem finanziellen Mehraufwand in der Jugendarbeit geführt, der seit vielen Jahren jeweils nur zu geringem Teil Berücksichtigung in den Haushaltsplänen fand. Der generell zunehmende Mangel an öffentlichen Räumen hat den Druck auf die Jugendklubs besonders erhöht. Für Träger*innen hat das zur Folge, dass Jugendklubs seit Jahren nur durch massives Einbringen von Eigenmitteln möglich sind. Michael Heinisch-Kirch führt aus: "Über die letzten Jahre mussten wir zum Beispiel allein für Treptow-Köpenick deutlich mehr als eine Million Euro zusätzliche außerbezirkliche Mittel für die Standorte akquirieren oder aus Eigenmitteln aufbringen, damit die Jugendarbeit entsprechend professionell aufgestellt werden kann". Diese kostspielige Gegenfinanzierung kann nun nicht länger aufrechterhalten werden.
Die zur Verfügung gestellten Mittel stehen schon lange nicht mehr im Verhältnis zu den gleichzeitig erhobenen Vorgaben, welcher Standard mithilfe des Geldes gewährleistet werden soll. So stünden dem Jugendklub Horn für dieses Jahr 120.000 Euro zur Verfügung, von denen der vorgeschriebene Personalschlüssel an pädagogischem Fachpersonal bereits Personalkosten in Höhe von 130.000 Euro verlangt. Zusätzliche Fixkosten für Strom, Instandhaltung, Lebensmittel und Nebenkosten sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Die SozDia macht deutlich: Wenn sich nicht schnell und unbürokratisch um Lösungen in der Politik bemüht wird, dann werde es berlinweit nicht bei diesen Schließungen bleiben. Michael Heinisch-Kirch: "Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, was wir damit aufs Spiel setzen, wenn wir Jugendarbeit schleichend herunterfahren. Die Jugendlichen brauchen nach Corona und in unserer demokratischen Stadtgesellschaft viel mehr solcher Räume!"
Giffeys Millionen für Jugendarbeit lösen Grundproblem nicht
Nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht hat die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, angekündigt, zusätzlich 90 Millionen Euro bereitzustellen, um Gewalt von Jugendlichen in Zukunft einzudämmen. Die Maßnahmen umfassen unter anderem Sonderprogramme für Jugendsozialarbeit, Familienberatungsstellen und Gewaltpräventionsangebote. Jede dieser Maßnahmen ist richtig und wird von der SozDia Stiftung begrüßt, Michael Heinisch-Kirch betont jedoch: "Das Grundproblem der unzureichenden Finanzierung von Jugendeinrichtungen wird durch das Geld nicht gelöst, da es für Sonderprogramme vorgesehen ist. Wo sollen die Sonderprogramme denn umgesetzt werden, wenn die Jugendklubs, in denen sie realisiert werden könnten, in ihrer Existenz bedroht sind?".
Die Stiftung werde sich stark machen, weitere Schließungen zu verhindern und alles daran setzen die Jugendlichen in Berlin weiterhin auf vielfältige Art und Weise zu unterstützen. "Wir werden entstandene Lücken füllen und Jugendliche auch weiterhin begleiten. Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst und intensivieren unser Engagement an unseren zahlreichen anderen Standorten", fügt Heinisch-Kirch hinzu. So werden bestehende Einrichtungen und Räume der Stiftung, wie zum Beispiel der Abenteuerspielplatz in unmittelbarer Nähe des Horn genutzt, um jene Jugendliche anzusprechen, deren Anlaufstelle durch die Schließung des Jugendklubs wegbricht.
Die Stiftung wird auch weiterhin eng mit den Bezirken und anderen Partnern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass junge Menschen in Berlin die Unterstützung erhalten, die sie brauchen und verdienen.
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