Demokratie
Demokratie
„Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.” Das hat Winston Churchill 1947 gesagt, kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Churchill wusste um die Schwächen der Demokratie. Er war einer der bedeutsamsten Staatsmänner der letzten Jahrhunderte. Mehrfach Premierminister Großbritanniens. Nobelpreisträger. Und Demokrat. Als solcher hatte er maßgeblichen Anteil daran, die Nazidiktatur zu beenden und den Frieden in Europa zu sichern. Winston Churchill fühlte sich zu Hohem berufen und wusste doch: Demokratie - das sind wir alle. Das geht auch nur mit uns allen. Nach diesem Credo leben und handeln wir auch in der SozDia. Immer. Im Jahr 2023 noch mehr als sonst.
Die demokratische Grundordnung lebt durch eine engagierte Zivilgesellschaft. Sie zu bewahren und zu fördern, gehört zu den ureigensten Werten unserer Organisation und aller Einrichtungen, die ihr angehören. Der Erzieher in der Kita, die Sozialarbeiterin in der Familienhilfe oder die Projektkoordinatorin im Hilfsprojekt für Geflüchtete – wir alle bewahren Wärme durch Befähigung der Menschen, mit denen wir arbeiten. Wir ermutigen sie alle zur Teilhabe. Wir fördern das Ehrenamt, fordern mehr Jugendhilfe und niedrigschwellige Sprachangebote für Geflüchtete. Den „Zugang“ für die einen fördern und den „Eingang“ für die anderen erleichtern – beteiligen statt ausgrenzen - das ist unser Anliegen. Im neuen Jahr ist das zudem Leitmotiv des Jahresmottos: Streit.Kultur.Demokratie.
Demokratie heißt Teilhabe. Darum haben wird das Jahresmotto auch nicht einfach auferlegt. Wir haben darüber abgestimmt. Abteilungsübergreifend wurde aus verschiedenen Ideen eine Vorauswahl getroffen. Zwei Vorschläge standen am Ende zur Abstimmung. Alle Mitarbeitenden waren eingeladen, sich zu beteiligen. Über 100 von ihnen sind dem Aufruf gefolgt. Zur Wahl standen „Streit.Kultur.Demokratie“ und „Frieden leben – Demokratie wagen“. Mit respektablem Vorsprung wurde das erstgenannte Thema gewählt. 62% wollen das neue Jahr unter diesem Motto begehen, die Idee zu einer Aufgabe machen und das Motiv mit Leben füllen. Eine Mehrheitsentscheidung. Für den Streit, denn Streit ist Demokratie. Und Demokratie ist Frieden.
Demokratie ist nicht einfach da. Demokratie muss man machen. Wir müssen das machen. Im Wettbewerb, und dafür brauchen wir die Auseinandersetzung. Dabei geht es um Meinungshoheit. Das geht im Austausch und nur im Austausch. Wir brauchen die Diskussion, den Diskurs und ja: Wir brauchen den Streit. Im Lager der Politikverdrossenen hat sich eine Streit-Müdigkeit breitgemacht. In einigen Teilen der (Medien-)Öffentlichkeit wird Streit als etwas Schlechtes, als etwas Falsches verstanden. Wer sich streitet, weiß nicht, wo es langgeht. Dabei geht es um genau das: um das gemeinsame Suchen und Finden von Lösungen. Um das Werben für die eigene Sache, nicht um das Vorgeben. Es geht um das Stärken und Entkräften von Argumenten, um das Bilden von Mehrheiten. Von Mehrheiten, die entscheiden. Von Mehrheiten, die Minderheiten dabei nicht übergehen. Das ist Demokratie: Ein gesunder Streit, ein Streit mit Kultur. Eben Streitkultur.
Dieses Motto ist uns im neuen Jahr Taktgeber für eine Reihe von kleinen und großen Veranstaltungen, von Aktionstagen und Mitmachangeboten. Unter der Überschrift des Jahresthemas laden wir zum Frühlingsempfang, planen wir Aktionen auf dem Viva Victoria Straßenfest, berichten wir über Projekte in den zahlreichen Einrichtungen der SozDia. Wir laden ein zu Themenabenden, zu Vorlesungen, Workshops und Diskussionsrunden. Und immer laden wir ein zur Teilhabe. Wir nehmen mit und regen an. Jede und jeder kann sich beteiligen. Soll es sogar. Wir, das sind wir alle! Gemeinsam können wir Demokratie bewahren. Selten war das wichtiger als jetzt: Packen wir’s an!