Seit der Eröffnung im Januar 2024 haben nicht nur mehrere Einsätze der Polizei und Rettungsdienste für Unmut unter Anwohnenden gesorgt.
Kerstin Stappenbeck, Abteilungsleiterin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, erklärte, dass die Wohngruppe Hafen gegründet wurde, um besonders schwer vermittelbaren Kindern so lange Sicherheit zu gewähren, bis eine langfristige Lösung für Sie gefunden ist. Ziel ist es, den „Drehtüreneffekt“ für die Kinder, die zum Teil schon aus mehr als 40 Einrichtungen geflogen sind, zu stoppen und ihnen eine faire Chance auf Sozialisierung zu geben. Daher sei bei dem neuartigen Konzept der erste Satz, den die Kinder im Hafen hören „Du fliegst hier nicht raus“.
Christian Freisen, Fachbereichsleiter für Jugend und Erziehung, unterstrich die rechtliche und moralische Verpflichtung zur Betreuung dieser traumatisierten Kinder: „Kinder haben ein Recht auf Betreuung“. Dr. Yonca Izat, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Vivantes Klinikum Friedrichshain, verwies auf den starken Anstieg häuslicher Gewalt und psychischer Auffälligkeiten bei Kindern nach der Pandemie. Sie betonte daher die dringende Notwendigkeit an Einrichtungen, wie dem Hafen. Als Expertin für schwertraumatisierte Kinder supervisiert sie die Arbeit in der Wohngruppe Hafen.
Die SozDia Stiftung erklärte, dass die Kinder multiprofessionell und sehr individuell betreut werden. Daher sei die Personaldichte auch verhältnismäßig großzügig bemessen. Verteilt auf drei Schichten kommen 14 Mitarbeitende auf die sechs Kinder. Anlaufschwierigkeiten gebe es in der Tat bei den so wichtigen tagesstrukturierenden Angeboten. Aufgrund des großen Misstrauens der Kinder gegenüber jeglichen Erwachsenen sei es eine sehr langwierige Aufgabe, dass sich die Kinder überhaupt auf Angebote einlassen, erklärt Dr. Izat. Für Abwechslung und Struktur sorgt ab der kommenden Woche der Einsatz von mobilen Lernteams, da die Kinder oft nicht regulär beschult werden können.
Während der Veranstaltung räumte die SozDia Stiftung ein: „Wir wissen, dass der Hafen für Sie herausfordernd ist. Und wir können ihnen auch nicht versprechen, dass ab morgen alles ruhig ist. Aber wir nehmen ihre Situation ernst und möchten mit ihnen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um im Alltag gut zusammen zu leben und eine gute Nachbarschaft zu pflegen“, so Christian Freisen. Geplante Maßnahmen umfassen eine spezielle E-Mail-Adresse für den direkten Kontakt auch mit Führungskräften, feste Sprechzeiten vor Ort und einen Schadensminderungsfond. Eine Nachbarschaftsvertretung könnte die Anliegen der Anwohner besser kanalisieren. Folgetreffen sollen vereinbart werden, um den Fortschritt zu besprechen und die Kommunikation aufrechtzuerhalten.
Ein bewegender Moment war die Schilderung eines Anwohners, der von einem positiven Erlebnis mit einem Kind berichtete. Ein Junge aus dem Hafen überreichte ihm ein vierblättriges Kleeblatt als Dankeschön für ein Ladekabel, dass er sich ausleihen durfte. Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der Sozdia-Stiftung, ergänzte: „Dieses Kind zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Inzwischen konnten wir den Jungen in eine dauerhafte Wohngruppe vermitteln, die für ihn in seiner Situation so geeignet ist, dass er dort hoffentlich nicht weglaufen muss.“