Arbeiten dürfen viele Geflüchtete in Deutschland lange nicht – ehrenamtlich tätig sein hingegen schon. Genau hier setzt ein Integrationsprojekt der SozDia Stiftung Berlin an: Es eröffnet Menschen mit Fluchterfahrung die Möglichkeit, sich freiwillig in sozialen und gemeinnützigen Bereichen zu engagieren. Das Ziel: gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, Potenziale fördern und so Perspektiven eröffnen. Gleichzeitig soll durch das Miteinander im Alltag Vorurteilen gegenüber Geflüchteten begegnet werden.
Koordiniert wird das Projekt durch das BENN Wartenberg. In der Nähe des Nachbarschaftszentrums befinden sich mehrere Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete. In der aktuellen Pilotphase stehen eine Frau aus Syrien, eine Frau aus Somalia und ein Mann aus dem Irak auf der Teilnehmerliste. Für ihren Einsatz erhalten sie wie im Ehrenamt üblich eine Aufwandsentschädigung, die pro Jahr bei 840 Euro liegt. Bei der Suche nach ehrenamtlichen Tätigkeiten hilft, dass die SozDia selbst über vielfältige Angebote im Bereich der Gemeinwesenarbeit sowie der Familien- und Jugendhilfe verfügt.
So unterstützt Jamal (Name geändert) aus Syrien im Hort der Grundschule am Campus Hedwig. Als ausgebildete Lehrerin kann sie dabei wertvolle Erfahrungen einbringen. „Ihr Traum ist es, auch in Deutschland im sozialen Bereich oder als Lehrerin zu arbeiten“, so Alexander Kohrs von der SozDia, der das Projekt vor Ort federführend betreut. Aram (Name geändert) aus dem Irak ist gelernter Kfz-Mechaniker. Sein Können im Schrauben und Reparieren bringt er jetzt mit großer Freude und Leidenschaft in einer Rad-Selbsthilfe-Werkstatt ein, die einmal pro Woche auf dem Angebotsplan einer Begegnungsstätte steht. Die dritte Teilnehmerin, Amari (Name geändert), hilft im Interkulturellen Garten der Stiftung aus. Auch sie hat in ihrer Heimat als Lehrerin gearbeitet und ist daher im Umgang mit den jungen Gästen versiert.
„Die Möglichkeit zu arbeiten ist weit mehr als ein Mittel zur wirtschaftlichen Absicherung – sie ist ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Gerade für Geflüchtete ist Arbeit eine zentrale Säule der Integration: Sie bietet nicht nur Struktur und Sinn im Alltag, sondern auch Kontakt zur Nachbarschaft, Sprachpraxis und das Gefühl. Konkret wird deutlich, dass wir als Gesellschaft dringend Menschen brauchen die engagiert bei uns ihre Arbeit aufnehmen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es eine große Chance für unser Land. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft und Politik den neuen Mitbürger*innen hier nicht weitere bürokratische Hürden aufzuerlegen“, so Nina Kirch, Strategische Leitung und Mitglied der Geschäftsführung bei der SozDia.
Neben der Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, nehmen die drei Teilnehmer*innen auch an einem wöchentlichen Sprachkurs teil. Hier profitieren sie von einer individuellen Betreuung, in der sich zum Beispiel auch Situationen aus dem Arbeitsalltag besprechen lassen. Insgesamt dauert das Projekt für Jamal, Amari und Aram sechs Monate. Danach sind zwei weitere Phasen geplant, an denen jeweils sechs Frauen und Männer teilnehmen können. Ermöglicht wird das Projekt durch eine Förderung der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz aus Spendenmitteln des Nachlass Schultze.