Wir teilen die Sorge, dass die Rechte junger Geflüchteter in Deutschland und Berlin beschnitten werden. Florian Kirchhoff, Leiter der Einrichtung für unbegleitete minderjährige Geflüchtete JoNa, teilt seine Eindrücke:
"Seit über 5 Jahren arbeite ich im JoNa und betreue unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Diese Jugendlichen sind besonders schutzbedürftig und bringen Geschichten von Hoffnung, Verlust und Trauma mit sich. Trotz Artikel 16a Grundgesetz und dem Recht auf Asyl sehe ich täglich, wie ihre Rechte unter Druck geraten. Die Jugendhilfe in Berlin steht vor großen Herausforderungen: überfüllte Einrichtungen, fehlende Ressourcen und lange Wartezeiten. Die Unterbringung, Beschulung, Integration und psychosoziale Unterstützung von jungen Menschen erfordert Ressourcen, Geduld und vor allem Zeit. Es scheint als habe Berlin von allem aktuell nur eins – und zwar zu Wenig.
Viele unserer Jugendlichen verbringen Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen ohne regelmäßige Beschulung. Sobald sie im 'Clearing' sind, warten sie erneut auf eine Willkommensklasse. Dieser Zeitverlust ist besonders für bald Volljährige problematisch. Es ist bewundernswert, wie energiegeladen und positiv sie trotz allem sind, aber ihre Verzweiflung und Frustration sind spürbar. Wir müssen als Gesellschaft erkennen, dass die Unterstützung junger Geflüchteter eine moralische und rechtliche Verpflichtung ist. Die Stärkung der Jugendhilfe in Berlin ist essenziell, um allen Kindern und Jugendlichen eine echte Chance auf eine bessere Zukunft zu geben."