„Man fühlt sich wie in einer großen Familie“ – wenn Khaled an die Unterstützung der Kolleg*innen der Wohnungsnothilfe zurückdenkt, tut er das voller Begeisterung. Auch wenn diese Zeit für ihn persönlich nicht leicht war. Umso wichtiger sei das große Vertrauen gewesen, das er gegenüber seine*n Ansprechpartner*innen empfunden hat. „Sie waren immer sehr aufmerksam. Immer nah an mir und meinen Problemen dran“, so der heute 23-Jährige. Um seinen Dank dafür zum Ausdruck zu bringen, ist er unter den Gästen der kleinen Geburtstagsfeier, die das Team an diesem sonnigen Sommer-Nachmittag in der Braunschweiger Straße initiiert hat.
Die SozDia hat die Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe Anfang 2020 vom insolventen Träger der A-Z Hilfen übernommen. Herausforderungen gab es also bereits genug, dennoch verschärfte sich die Situation mit der beginnenden Corona-Pandemie noch weiter. Doch mit unermüdlichem Engagement und gemeinsamen Anstrengungen gelang es trotz der widrigen Umstände, die Weichen für eine erfolgreiche Eingliederung zu stellen. Aktuell bietet die SozDia in Berlin insgesamt neun Wohngemeinschaften an, in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fuß fassen und gemeinsam mit unseren Kolleg*innen neue Perspektiven für sich entwickeln können.
Plötzlich sein Dach über den Kopf zu verlieren oder aufgrund besonderer Umstände nicht mehr in seiner Wohnung bleiben zu können, trifft immer öfter auch junge Menschen. An sie richtet sich das Angebot der Wohnungsnotfallhilfe. Dabei geht es nicht allein darum, eine neue Wohnmöglichkeit für die Betroffenen zu finden. Im Vorfeld der Wohnungsnot haben sie oftmals mit einer Lebenskrise und/oder psychischen Probleme zu kämpfen gehabt bzw. die extreme Situation löst diese aus. Die Zahl solcher Fälle, die eine enge sozialpsychiatrische Begleitung erfordern, steigt laut Sozialpädagoge Tobias Rössel spürbar an. „Die Soziale Arbeit nimmt einen immer größer werdenden Raum ein“, schildert er seine Erfahrungen aus dem Berufsalltag. „Dazu kommt, dass die Situation des Wohnungsmarktes es kaum noch möglich macht, passende Wohnungen für unsere Klienten zu finden“, so Tobias Rössel. Das führe zu weiterer Verunsicherung, sorge für zusätzlichen Stress und gehe zu Lasten der Motivation - zusätzliche Belastungen, die die Mitarbeitenden der Wohnungsnothilfe auffangen müssen.
Vor diesem Hintergrund beschreibt es unsere Fachliche Koordinatorin Josefine Berning als besonders wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Betroffenen aufzubauen. Gleichzeitig sei das auch die besondere Herausforderung im täglichen Tun. „Uns geht es darum, Menschen in ihrer individuellen Situation zu sehen und gemeinsam entsprechende Lösungen zu finden“, erläutert Josefine Berning. Angesichts der der unterschiedlichen Lebensgeschichten braucht es dafür neben fachlicher Kompetenz, viel Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und Erfahrung.
Wie Khaled ist auch Melissa ehemalige Klientin der Wohnungsnotfallhilfe und bei dem Fest in Neukölln dabei. Sie lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung und absolviert eine Ausbildung. Solche Erfolgsgeschichten sind für die Kolleg*innen natürlich eine besondere Motivation. Entsprechend groß war die Freude auf beiden Seiten, sich wiederzusehen. Beim Zusammenstehen guckt Khaled sich um, lächelt und sagt dann mit fester Stimme: „Sie können schreiben, die Leute sind perfekt.“ Sehr gerne.