Als Kinder und Eltern um 6:30 Uhr in der Kita ankamen, war diese dunkel. Die Kinder mussten sich erstmal in der ungewohnten Umgebung zurechtfinden. Schnell waren die Kurbeltaschenlampen entdeckt, mit denen sie selbst Licht erzeugen konnten. Nun gingen die Kinder gemeinsam auf Entdeckungstour durch die Kita. Es wurde erkundet, was denn heute anders ist, welche Geräte nicht funktionieren und wie man sich ohne diese zurechtfinden kann. Im Kinder-restaurant wurde schnell das aufgebockte Fahrrad entdeckt. Noch war es sehr dunkel im Raum, doch als die Ersten in die Pedale traten erzeugte die Fahrradlampe einen hellen Lichtkegel, der auf eine Discokugel traf und sich so beeindruckend im Raum verteilte. Im Morgenkreis wurde dann in den Gruppen die neue Situation besprochen.
Der Strom ist weg, was bedeutet das für uns, war die Frage. Das Licht geht nicht, in der Küche kann nicht gearbeitet werden und der CD-Spielererzählt keine Geschichten. Die Kinder stellten schnell fest, dass viele Geräte wohl vom Strom aus der Steckdose abhängig sind. Auch die Batterien in den Taschenlampen wurden thematisiert und einige Kinder wussten sogar schon, dass es dafür spezielle Recyclingcontainer in den Supermärkten gibt. Nachdem die Kinder Geräte die mit Strom aus der Steckdose und mit Batterien betrieben werden genannt hatten kam die Frage auf, woher der Strom denn überhaupt kommt. Tatsächlich wusste eine kleine Energiedetektivin bereits, dass es außerhalb der Stadt „Windmühlen“ (Windräder) gibt, die Strom erzeugen und diesen über Kabel in die Häuser bringen. Später entdeckten die Kindergruppen die Solarexperimentiersets, die im Forscherraum aufgebaut waren. Die Sonne schien inzwischen durch die Fenster und die an die Solarzellen angeschlossenen Rotoren drehten sich fleißig. So konnten die Kinder Stromerzeugung direkt nachverfolgen.
Das Mittagessen lief ebenfalls anders ab als gewohnt. Die Kinder hatten bereits entdeckt, dass weder Herd noch Geschirrspülmaschine funktionieren. Umso glücklicher waren sie, als im Garten mehrere Grills aufgebaut wurden, denn, das war allen sofort klar, diese funktionieren mit Feuer und brauchen keinen Strom. Für den Abwasch standen zwei große Wannen mit Wasser zur Verfügung in denen jedes Kind nach dem Essen sein eigenes Geschirr abwaschen musste. Am Nachmittag gingen die Energiedetektive dann noch einmal auf Entdeckungstour. Eine lange Liste wurde angefertigt, auf der alle Dinge aufgemalt wurden, die Strom benötigen könnten. Dann wurden diese genau unter die Lupe genommen und festgestellt ob sie noch funktionieren oder nicht. Bereits in den Morgenkreisen wurden die Stromfressermonster vorgestellt. Diese kleinen puscheligen Stoffknäule mit Augen treiben sich überall dort herum, wo Strom verbraucht wird, der eigentlich nicht sinnvoll benötigt wird. Diese wurden auf dem Energierundgang nun an die Geräte und Schalter gehängt, die ausgeschaltet werden müssen, wenn sie nicht unbedingt benötigt werden. Die Kinder waren nachhaltig beeindruckt von diesem Tag.
Auch noch Tage später, als das Thema Strom in anderer Form wieder aufgegriffen wurde, war das Interesse hoch und die Kinder hatten sich viele Dinge gemerkt. Immer wieder wiesen sie auch selbstständig auf unnötiges Licht hin, mit Verweis auf die Stromfressermonster. Erfolgsfaktoren des Tags waren insbesondere die grundsätzliche Veränderung der Alltagsbedingungen. Eine Situation, die für die Kinder als selbstverständlich wahrgenommen wurde, wird plötzlich in Frage gestellt. Das schwierige Thema Energie und Strom muss den Kindern so nicht aufgezwungen werden, vielmehr stellen sie selbst die Fragen. Hier beginnt der zweite wichtige Erfolgsfaktor. Die Kinder lernen durch eigenes Erleben. Die Taschenlampe muss gekurbelt werden, auf dem Fahrrad muss man in die Pedale treten und das Abwaschen geht nur von Hand. Die Kinder stellen fest, dass Strom für uns Arbeit verrichtet, die sonst mühselig selbst erledigt werden muss.