Zur Eröffnung waren Anwohner*innen eingeladen, Blumen und Ableger mitzubringen, die gemeinsam in die Beete des Parklets gepflanzt wurden.
Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia Stiftung, betont: "In einer immer stärker besiedelten Stadt sind innovative und kreative Lösungen gefragt, um den städtischen Raum nachhaltiger und sozial gerechter zu gestalten“. Die SozDia Stiftung sei bekannt dafür, den städtischen Raum neu zu interpretieren und gesellschaftlich voranzugehen. So betreibt die Stiftung zum Beispiel einen Jugendklub in einem stillgelegten Fußgängertunnel.
Claudia Pohl von der Projektentwicklung der Stiftung begrüßt die Eröffnung des neuartigen Parklets. Angesichts der Höhe einiger parkender Fahrzeuge in der Stadt, werden sogar bis zu drei Etagen bei Parklets als denkbar betrachtet. Pohl fügt hinzu: "Wir prüfen derzeit, wie die Sicherheit bei noch höheren Parklets gewährleistet werden kann“.
Das mehrgeschossige Parklet bietet nicht nur Raum zum Verweilen für bis zu zehn Personen, sondern leistet durch die Umnutzung von Parkplätzen einen wichtigen Beitrag zum Mobilitätsgesetz Berlins.
Wie Berlin 21 e.V. erklärt, sei das Mobilitätssystem ausgelegt auf private PKWs derzeit wenig nachhaltig. Es beschleunigt den Klimawandel und versperre kostbaren öffentlichen Raum mit rastenden Karosserien. Metropolen weltweit haben den Missstand längst erkannt, bauen Rad- und Fußwege aus und verteilen den Straßenraum neu. Da setzt auch Berlins Mobilitätsgesetz an und formuliert Kernziele zur Verkehrssicherheit, Barrierefreiheit, Verbesserung der Luftqualität, zum Schutz des Klimas und zur gerechteren Verteilung von Verkehrsflächen. Die Umverteilung betrifft auch Flächen des ruhenden Verkehrs, also die Umnutzung von Parkplätzen. Die aus Holz gefertigten und mit Hochbeeten ausgestatteten Kiez-Parklets erweitert die Gehwege um die Parkspur und eröffnen der Nachbarschaft und deren Besucher*innen leicht zugänglichen und begrünten Raum inmitten der Stadt.
„Höher, schneller, breiter - unsere gemeinsame Idee vom mehrgeschossigen Parklet bedient sich ganz gleichberechtigt dem Trend zu immer größer werdenden Fahrzeugen. Dabei nutzen wir den Raum nachhaltig und effizient. Eine zweite Ebene schafft Platz für noch mehr Stadtgrün und die zusätzliche Verschattung verbessert zudem das Straßenklima.“, so Cosmea Christoleit, Pressereferentin von Berlin 21 e.V..
„Die Parklets machen den ehemaligen Parkraum wieder zu wahrlich öffentlichem Raum, der nicht durchschnittlich 23 Stunden am Tag von ungenutzten Maschinen blockiert wird“ erklärt auch Heinisch-Kirch. „Von den Sitz- und Grünflächen profitieren künftig alle Menschen gleichermaßen.“
Heinisch-Kirch spielt damit auf die soziale Ungerechtigkeit an, welche mit Parkplätzen im öffentlichen Raum einhergehe. In Berlin sind knapp 20 Prozent der Verkehrsflächen den parkenden Autos vorbehalten. Die Parkgebühren spielen aber zu wenig Geld ein, um diese Flächen zu unterhalten, was einen Ausgleich durch allgemeine Mittel des Landes erfordert. „Über die Hälfte der Haushalte ohne oder mit geringem Einkommen haben jedoch gar kein Auto und profitieren folglich nicht vom öffentlich geförderten Parkraum“, so Heinisch-Kirch.
Das mehrgeschossige Kiez-Parklet vor der Familien- und Begegnungsstätte Schmiede ist nicht nur ein Hingucker, sondern ein Symbol für innovative und kreative Lösungen in einer wachsenden Stadt. Die Initiatoren zeigen damit, dass eine nachhaltige und sozial gerechte Stadtentwicklung möglich ist, wenn originelle Ideen in die Tat umgesetzt werden.
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